Die $440.000-Lektion: Wenn die Beschaffung schief geht-
Ein eiskalter Tag in Kayseri, Türkei. Die Temperatur lag nahe Null – was ziemlich genau der Kälte in meinen Knochen entsprach, als ich einem am Boden zerstörten Geschäftsinhaber gegenübersaß, der gerade durch einen Betrug alles verloren hatte.
Das Setup
Dabei fing alles ganz harmlos an. Ein türkischer Geschäftsmann lernte durch einen Freund vor Ort einen Chinesen namens Zhao kennen. Zhao behauptete, er sei der gesetzliche Vertreter von Unternehmen A, einem Hersteller mit langjähriger Erfahrung im Export von Ausrüstung. In einer Kultur, die auf persönlichen Beziehungen und Vertrauen aufbaut, überlegte unser Kunde nicht lange.
Die ersten beiden Bestellungen? Glatt wie Seide. Die Ware geliefert, überall gute Laune. Doch dann kam Bestellung Nummer drei – und alles ging den Bach runter.
Die Enthüllung
Zhao hat $440.000 eingesammelt und … nichts. Null. Nix.
Die Ausreden kamen wie eine kaputte Schallplatte herein:
- „Produktionsprobleme“
- „Materielle Probleme“
- „Gib mir einfach noch etwas Zeit“
Ein Jahr verging. Dann noch eines. Zhao wurde ein Meister der Manipulation:
- Eine gefälschte Insolvenzanzeige
- Versprechen staatlicher Rettungspakete
- Ausführliche Geschichten über Unternehmensumstrukturierungen
Die roten Fahnen (die wir entdeckt haben)
Als wir tiefer gruben, stießen wir auf ein Netz aus Täuschungen:
- Zhao war nicht einmal rechtlich mit der Firma A verbunden
- Das „offizielle“ Firmensiegel? Nur ein Firmenstempel
- Das Hongkonger Unternehmen, das Zahlungen eintreibt? Wahrscheinlich ein Offshore-Konto zum Skimming
Die menschlichen Kosten
Als ich den Kunden traf, war seine Hoffnung trügerisch. Er sagte mir: „Nach diesem Vorfall werde ich nie wieder Geschäfte mit China machen.“ Diese Worte trafen mich hart. Ein fauler Apfel verdirbt den ganzen Korb.
Bei ASG geht es uns nicht nur um Transaktionen. Uns geht es darum, Vertrauen wiederherzustellen. In einer Welt, in der gute Lieferanten großen Einsatz brauchen, um 50 Prozent Skepsis zu überwinden, sehen wir uns als Brücke.
Die Lektion
Beim internationalen Sourcing geht es nicht nur darum, das billigste Produkt zu finden. Es geht darum, Partner zu finden, denen Integrität wichtiger ist als das schnelle Geld.
Als ich an diesem Tag sein Büro verließ und der Winter in Kayseri mir durch den Mantel schnitt, brannte ein Gedanke hell in mir: Wir werden diese Geschichte ändern, eine ehrliche Verbindung nach der anderen.
Denn manchmal ist Vertrauen das wichtigste Produkt, das wir beschaffen.